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Viele Eltern kennen Momente, in denen Emotionen unerwartet hochkochen. Ein trotziges Verhalten des Kindes genügt – und plötzlich entsteht Wut, Enttäuschung oder Hilflosigkeit.
Solche Reaktionen erscheinen oft übertrieben, sind jedoch meist Ausdruck tieferliegender Erfahrungen. Psychologisch betrachtet meldet sich hier das innere Kind: jener Teil der Persönlichkeit, in dem alte Verletzungen, Bedürfnisse und Erinnerungen gespeichert sind.
Die bewusste Arbeit mit dem inneren Kind hilft, emotionale Trigger zu erkennen und einen achtsameren Umgang mit Stress in der Erziehung zu entwickeln.

Was das innere Kind ist

Das innere Kind beschreibt die Summe der frühen emotionalen Prägungen. Es trägt sowohl verletzte als auch lebendige, freudvolle Anteile in sich.
Im Alltag agiert meist der reflektierte Erwachsene. In Stresssituationen oder bei Konflikten mit Kindern übernimmt jedoch häufig das innere Kind die Kontrolle. Reaktionen entstehen dann weniger aus dem Hier und Jetzt, sondern aus alten Mustern und gespeicherten Emotionen.

Wann das innere Kind aktiviert wird

Bestimmte Situationen im Familienalltag können emotionale Trigger auslösen:

  • Öffentliche Bloßstellung: Wenn ein Kind in der Öffentlichkeit weint oder schreit, werden oft alte Ängste vor Bewertung aktiviert.
  • Fehlende Dankbarkeit: Wird Fürsorge oder Mühe nicht anerkannt, tauchen Gefühle von Zurückweisung oder Enttäuschung auf.
  • Ohnmacht und Kontrollverlust: Reagiert ein Kind nicht wie erwartet, kann Stress entstehen – besonders bei Menschen, die früh gelernt haben, Liebe durch Anpassung zu sichern.
  • Zeitdruck und Überforderung: Hektik im Alltag lässt alte Glaubenssätze und emotionale Anspannung reaktivieren.

Alte Muster erkennen und verändern

Unverarbeitete Kindheitserfahrungen wirken im Erwachsenenleben weiter. Sie beeinflussen das Erziehungsverhalten und die Art, wie mit Konflikten umgegangen wird.
Innere Kind Arbeit unterstützt dabei, diese Muster zu erkennen, ihre Wurzeln zu verstehen und bewusster zu handeln.
Sobald alte Gefühle benannt und akzeptiert werden, verlieren sie an Macht. So entsteht Raum für neue, heilsame Formen des Umgangs – mit sich selbst und mit den eigenen Kindern.

Selbstmitgefühl als Schlüssel zur Veränderung

Selbstmitgefühl ist ein zentraler Bestandteil der psychotherapeutischen Arbeit mit dem inneren Kind. Es bedeutet, eigene Grenzen anzuerkennen und sich mit derselben Freundlichkeit zu begegnen, die anderen selbstverständlich entgegengebracht wird.
Diese Haltung fördert emotionale Stabilität und stärkt zugleich die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Kinder erleben dadurch Authentizität statt Perfektion – und lernen, dass Emotionen erlaubt und handhabbar sind.

Praktische Übung: Achtsamkeit im Moment

Wenn starke Gefühle aufkommen:

  1. Einen Moment innehalten.
  2. Ruhig und gleichmäßig atmen.
  3. Innerlich sagen: „Dieses Gefühl darf da sein.“

Diese einfache Übung wirkt als Achtsamkeitspause. Sie unterbricht automatische Reaktionen, reduziert Stress und fördert Selbstregulation.

Innere Kind Arbeit für Eltern

Die Arbeit mit dem inneren Kind kann helfen, emotionale Trigger gezielt zu bearbeiten. Sie unterstützt dabei, alte Verletzungen zu verstehen, innere Sicherheit aufzubauen und neue Strategien im Umgang mit Konflikten zu entwickeln.
Dadurch wird Elternschaft zu einer Chance für persönliches Wachstum und nachhaltige Veränderung.

Elternschaft spiegelt die eigene Kindheit auf besondere Weise. Jedes bewusste Innehalten, jedes Mitgefühl mit sich selbst und jede reflektierte Reaktion unterbrechen alte Muster.
Innere Kind Arbeit stärkt emotionale Präsenz, Gelassenheit und Beziehungskompetenz – zum eigenen Kind und zum eigenen Selbst.

Gastbeitrag von Elisabeth Kwauka, MA
www.coachingpraxis.at
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