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Immer mehr Konzertbesucher und Musiker zeigen sich von der Smartphone-Nutzung während eines Konzerts genervt. Doch was bringt so viele Konzertbesucher dazu ihr Smartphone in die Höhe zu halten?

Viele dieser Besucher fühlen sich unwohl ohne einem Smartphone in der Hand – wissen nicht wie sie sich bewegen sollen. Hält man das Smartphone hoch hat man eine Konstante an der man sich festhält.

Das ist so ähnlich wie die Flasche Bier auf der Tanzfläche. Man schwingt mit und muss das Bier dabei ruhig halten. So eine Tanzfläche ist ein hartes Pflaster und es kann leicht passieren dass man sich beim Tanzen unsicher fühlt. Mit der Bierflasche oder Zigarette beruhigen sich selbst, besonders diejenigen die unsicher sind was sie mit ihren Armen tun sollen.

Sichere Menschen werden das schwer nachvollziehen können und reagieren eher irritiert auf die Smartphone-User bei Konzerten – vor allem auch weil das Licht vom Display als störend empfunden werden kann.

Dazu kommt die Komponente dass man schöne Momente „aufbewahren“ und mit anderen „teilen“ möchte. Sowas auf Facebook oder Instagram teilen bringt Likes und Bestätigungen.

Dass viele Menschen dann ein Live Konzert über den Handy-Bildschirm mitverfolgen entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Kann man bei diesem Verhalten von einer Smartphonesucht sprechen? Dazu gehören noch weitere Faktoren wie ein exzessives Nutzungsverhalten. Vielmehr spricht dieses Verhalten von einer inneren Unsicherheit und dem fehlenden Kontakt zu seinen inneren Gefühlen. Über das Smartphone erlebt der Benutzer eine Situation distanzierter und schafft damit eine emotionale Barriere zwischen seinen Gefühlen und dem aktuellen Ereignis. Menschen die sich mit ihren Gefühlen wohlfühlen können den Moment für sich intensiver erleben und würden ein Smartphone bei einem Konzert oder einer Aufführung eher als Ablenkung erleben.

In meiner Psychotherapiepraxis erarbeite ich daher mit meinen Klienten einen natürlichen Umgang mit Medien und entwickle hilfreiche Strategien um mit der starken Anziehungskraft von Medien wie Smartphones, Internet, Pornographie und Serien zu bewältigen. Im weiteren Verlauf geht es dann vor allem um den Kontakt zu sich selbst und um das Hier und Jetzt.

Foto: vverve, depositphotos