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Es ist sehr wahrscheinlich, dass frühe Kindheitserfahrungen von Verlust und Isolation tiefgreifende Auswirkungen auf das Vertrauen und die emotionale Sicherheit eines Erwachsenen haben können. In solchen Situationen ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Person eine hyperaktive Alarmreaktion entwickelt, die in verschiedenen Beziehungsaspekten, wie z.B. der Eifersucht, zum Ausdruck kommt.

Eifersucht ist ein Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit und existenziellen Bedrohung. Der erwachsene Teil der PartnerIn kann logisch deduktiv eine Bedrohung durch fremde Frauen oder Männer erklären und damit einen Bogen zu diesem früh erlebten Kindheitstrauma spannen. Plötzlich wird zwischen diesen beiden psychischen Anteilen eine Verbindung hergestellt – also zwischen der potenziellen Bedrohung durch die Arbeitskollegin (da immer eine Restwahrscheinlichkeit besteht) und der frühen Bedrohung durch den Verlust der Nähe zu den Eltern.

In dieser Phase ist es besonders wichtig, dem Partner Verständnis für seine Ängste entgegenzubringen. Das heißt, man darf dabei auf keinen Fall gegen die Ängste und Sorgen des Partners argumentieren, sondern gibt zu verstehen, dass man die Ängste nachvollziehen kann.

„Ich kann verstehen, dass dir der Ausschnitt der Arbeitskollegin Angst macht!“

Es ist in dieser Phase wichtig, die Auseinandersetzung mit dem eifersüchtigen Partner auf die Vertrauensebene zu bringen. Fotos zu senden, um den eifersüchtigen Partner zu beruhigen, schafft nämlich kein Vertrauen, sondern eine temporäre Sicherheit durch Kontrolle. Nur Vertrauen schaffen kann die Beziehungsebene beruhigen und für ein langanhaltendes Gefühl der Sicherheit sorgen.

„Ich verstehe, dass dir diese Arbeitskollegin Angst macht. Mir ist wichtig, dass du mir vertraust! Denn ich vertraue auch dir, und wenn du mir nicht vertraust, tut mir das weh!“

„Ja, aber wie soll ich dir denn vertrauen, wenn du das nicht checkst?!“

„Es geht nicht darum, was ich checke, sondern darum, dass wir einander vertrauen und uns einander lieben!“

So einfach gelöst ist eine Auseinandersetzung natürlich nicht. Die eifersüchtige Seite wird immer wieder am Gebilde des Vertrauens rütteln und schütteln, um zu überprüfen, wie tragfähig das Gebilde des Vertrauens innerhalb der Beziehung tatsächlich ist. Daher gilt es, diese Angriffe auf das Vertrauen nicht als solche zu werten, sondern als verzweifelte Versuche zu sehen, mehr Vertrauen und Nähe herzustellen. Die Angriffe werden mit Unverständnis und Rechtfertigungen immer vehemmenter. Die Auseinandersetzung auf die Gefühlsebene des Vertrauens zu lenken, kann dabei helfen, die Situation zu entschärfen.

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