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Der berühmte russische Forscher Iwan Pawlow forschte schon vor über 90 Jahren an der Erblichkeit von bestimmten Erfahrungen. Pawlow konditionierte dazu eine Generation von Mäusen beim Glockenläuten zu einem bestimmten Futterplatz zu gehen.

Die erste Generation benötigte dafür 300 Versuche, während die nächste Generation für die Konditionierung nur mehr 100 Versuche benötigte. Die dritte Generation brauchte sogar nur mehr 30 und die vierte 10 Versuche. Pawlow kam zu der Überzeugung, dass bestimmte Erfahrungen vererbbar seien – kurz vor dem Veröffentlichen seiner Ergebnisse zog er diese plötzlich wieder zurück.

Lange Zeit war die Wissenschaft sich darüber einig, dass Erfahrungen einer früheren Generation nicht vererbbar sind. Zwei Forscher aus den USA versuchten sich dennoch auf dem Gebiet und fanden über ähnliche Versuche mit Konditionierung von Mäusen erstaunliche Ergebnisse. Die beiden Forscher konditionierten mehrere Generationen lang Mäuse dazu, den Duft von Kirschblüten mit Schmerz in Verbindung zu bringen. Die Vererbung dieser Konditionierung ging sogar soweit, dass die DNA der Mäuse sich veränderte um die Erfahrungen zu weiterzureichen.

Damit ist zu einem Teil bewiesen, dass Erfahrungen genetisch weitervererbt werden können. Wie es den Anschein hat, werden dabei vor allem überlebenswichtige Erfahrungen von Generation zu Generation weitergereicht. Doch was bedeutet das für uns Menschen und die Psychotherapie?

Wenn wir von diesem Ansatz ausgehen, dass traumatische Erlebnisse vererbt werden können, bedeutet das nicht, dass wir praktisch von Geburt an vorbelastet sind?

Es besteht zu mindestens die Möglichkeit, dass bestimmte Verhaltensweisen, die uns bei näherer Betrachtung oft Rätsel aufgeben, von unseren Eltern oder Großeltern vererbt wurden, welche traumatische Erlebnisse erfahren haben. Vor allem für die Nachkriegsgeneration dürfte dieser Forschungsansatz völlig neue Aufschlüsse geben.

Aus psychotherapeutischer Sicht ist es daher wichtig, diese Verhaltensweisen zu identifizieren und zu verstehen. Es geht also darum zu differenzieren, welche Verhaltensweisen sich wie ein Fremdkörper anfühlen. Um die Quelle oder Ursache zu finden, sollte während einer psychotherapeutischen Arbeit die Familiendynamik genauer betrachtet werden.

In der Gestalttherapie wird dazu der Stammbaum genauer betrachtet und mit Hilfe von Überlieferungen, Fotos und Verbindungen betrachtet. Das hilft Dynamiken zu identifizieren, die durch die Familiengeschichte entstanden sind. Diese erfüllten oft ihren Zweck um das Überleben zu sichern, können aber auch für viele Menschen zu einer großen Belastung werden. Daher hilft es den Menschen, diese Mechanismen durch den psychotherapeutischen Prozess zu erkennen und besser zu verstehen. Auf diese Weise kann der Betroffene seine Schematas aufbrechen und alte Verhaltensmuster schon im Ansatz erkennen.

(Quellen: derStandard & nature.com)

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